Wissenswertes

Geschichte des Apothekenmuseums

Wie alles begann

Das Museum basiert auf der pharmaziegeschichtlichen Sammlung der in Mauthausen ansässigen Apothekerfamilie Aichberger und dokumentiert die Entwicklung der kleinen Land-Apotheken.

Ein typisches Beispiel ist die Mariahilf-Apotheke in Mauthausen.

Mag. Norbert Rudolph Aichberger (1929-1973), Besitzer der Apotheke Mauthausen, begann mit der Sammlungstätigkeit.

Sein Sohn und Nachfolger Mag. Norbert Friedrich Aichberger führte die Sammlung fort.

Als im Jahr 2002 die Entscheidung für die Errichtung eines Apothekenmuseums im Schloss Pragstein fiel, stellte er dafür den Großteil seiner Sammlung zur Verfügung und arbeitete intensiv an der wissenschaftlichen Erforschung und Dokumentation.

Mag. Norbert Aichberger ist auch ObmStv des Heimat- und Museumsvereines und wird als Leiter und Kurator des Apothekenmuseums von seinen Nachfolgern und Besitzern der „Mariahilf Apotheke Mauthausen“, seinem Sohn Mag. Michael und Schwiegertochter Mag. Monika Aichberger unterstützt!

Was es früher in Apotheken zu kaufen gab:

Wenn wir von einer anderen Perspektive auf die Erfindungen der Apotheker blicken, so können wir daraus lesen, dass es zum Beispiel Sodawasser oder sogar Pepsi Cola zunächst ausschließlich in Apotheken zu kaufen gab – bevor Produktion und Vertrieb ausgelagert wurden.

Auch Marzipan, Zucker und Gewürze wie Paprikapulver gab es Ende des 17. Jahrhunderts fast ausschließlich in Apotheken zu kaufen. Aus heutiger Sicht scheint das natürlich absurd, denn all diese Dinge kaufen wir längst im Supermarkt. Was hat sich also verändert? Hatte die Apotheke früher eine andere Aufgabe als heute? War sie etwa ähnlich wie ein Supermarkt?

Natürlich nicht! Die Gesundheit der Menschen stand für Apotheker immer schon im Mittelpunkt. Was sich aber tatsächlich verändert hat sind die Therapien und der Arzneimittelbegriff.

Marzipan, das exquisite Heilmittel.

Nehmen wir als Beispiel das Marzipan, das bereits im Mittelalter in großen Teilen Europas bekannt war. Es galt damals vor allem für alte, schwache Menschen als Heilmittel, da es einen sehr hohen Zuckergehalt hat und leicht einzunehmen ist. Aufgrund des Zuckergehalts war Marzipan in der damaligen Zeit auch extrem teuer, da Zucker nicht überall erhältlich war – eigentlich nur in Apotheken.

Auch eine andere Zutat für das Arzneimittel „Marzipan“ gab es nur in der Apotheke zu kaufen, nämlich Rosenwasser.

Zucker wurde damals ausschließlich aus Zuckerrohr hergestellt. Die wirtschaftliche Situation und damit auch die Verbreitung von Marzipan änderte sich drastisch, als Zucker aus Zuckerrüben hergestellt werden konnte – übrigens geht diese Erfindung wieder auf Apotheker zurück, nämlich Andreas Sigismund Marggraf und seinen Schüler Franz Carl Achard, der 1801 die erste Zuckerrübenfabrik der Welt in Schlesien eröffnete.

Paradeiser als Stimmungsaufheller
Bei vielen Gewürzen oder anderen Stoffen sehen wir vielleicht zunächst nicht den Arzneimittel-Aspekt und finden es daher im Nachhinein erstaunlich, dass diese Mittel nur in der Apotheke zu kaufen waren. Paprika ist aufgrund seiner schmerzlindernden Wirkung ein weiteres gutes Beispiel dafür. Ähnlich ist es mit der Tomate, die ich eigentlich lieber Paradeiser nenne. Der Paradeiser oder Paradies-Apfel galt einst – nomen est omen - als Aphrodisiakum. Um 1540 war Joachim Kreich einer der ersten, der diese Pflanzen in seinem Apothekergarten kultivierte. Ob er die „Liebesäpfel“ in seiner Apotheke in Torgau auch verkaufte, ist nicht überliefert.

Wie wir heute wissen, kann der Genuss von Tomaten zu einer vermehrten Produktion des Glückshormons Serotonin führen. So gesehen kann man Paradeiser durchaus als „Stimmungsaufheller“ bezeichnen. Lycopin, ein Carotinoid, das in reifen Tomaten reichlich vorkommt, gilt als Radikalfänger und kann, wie eine finnische Langzeitstudie erst kürzlich ergeben hat, u.A. das Schlaganfallrisiko deutlich senken.
Bemerkenswert ist, dass Paradeiser erst um 1900 auf Wiener Märkten angeboten wurden. Mittlerweile sind Paradeiser aus unserer Küche nicht wegzudenken – und in der Apotheke sind sie als solches nicht mehr zu erkennen, denn Lycopin gibt es als Bestandteil verschiedener Nahrungsergänzungsmittel in Kapseln.

Die Waffensalbe

Krug um 1800
Krug um 1800

Kurioses aus dem Apothekenmuseum: Die Waffensalbe Ung(u)entum Armorum

Schon bei Paracelsus (1493–1541) findet sich ein Rezept für eine Waffensalbe, auch sympathische Salbe genannt. Sie gehört zu den magischen Heilmitteln. Für die Zusammensetzung wurden menschliche Ingredienzien wie Mumia, Menschenfett (Armesünderfett) und Naturprodukte wie Wildschwein- und Bärenfett, Regenwürmer, verschiedene Pflanzen und Steine sowie Schädelmoos (Usnea cranii humani) von erhängten Menschen verwendet. „Lieferanten“ der menschlichen Zutaten waren die Scharfrichter, die dafür auf Antrag eine Erlaubnis der Behörden und somit ein Zusatzeinkommen erhielten. Man war der Meinung, dass nur bei einem schnellen Tod die Lebensenergie erhalten bleibe.
Mit dieser Salbe bestrichene metallische Waffen wie Schwert, Degen, Dolch u.ä. und auch Gewehr- und Kanonenkugeln sollten die Wunden der Verletzten rascher heilen lassen, sofern nicht Herz, Arterien oder das Gehirn betroffen waren. Bis ins 18. Jahrhundert war die Medizin von diesem magischem Denken durchdrungen. Bis 1980 wurde ein Hautpflegeprodukt namens PlacentubexC verkauft, das Menschenfett aus Placenten (Nachgeburten) enthielt.

Der ausgestellte Krug lässt sich auf die Zeit um 1800 datieren.

Das Rezept von Paracelsus:

„Nimm je eine Unze von der Flechte, die auf dem Kopf eines gehängten Diebes wächst, von echter Mumie und von warmem Menschenblut; dazu zwei Unzen Menschentalg und je zwei Drachmen Leinöl, Terpentin und armenische Heilerde. Verquirle alles gut in einem Mörser und bewahre die Salbe in einer länglichen, schmalen Urne auf.“

Bericht im Bürgermeisterbrief:

Kanonenkugeln

Kriminalfall

Schiffmühle

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